Erdkinderplan

Maria Montessori bezeichnet ihre Reform der Bildung in der Sekundarstufe als eine Schule der Erfahrung in den Bereichen des sozialen Zusammenlebens. Den Kontext für diese sozialen Beziehungen bildet der Ort als eine Art Bühne für Gemeinschaftsstrukturen, vertieft durch die grundlegende Auseinandersetzung mit der Natur. 

Der Ort ist durch seine Grenzen definiert: er ist klein und unmittelbar fassbar – ein Gebäude, eine Nachbarschaft, das an einem Tag leicht zu durchwandernde, uns umgebende Stück Land. Der Ort ist der Lebensmittelpunkt, eine Ressource an Wasser, Essen, Energie, Rohstoffen, Freunden und Erholung. Die Erdkinder-Definition von Raum bezieht sich aber auch auf die größeren ökonomischen, ökologischen, sozialen, politischen und spirituellen Elemente der unmittelbaren Umgebung. Der Ort ist eine Gemeinschaft, zu der sich der:die Jugendliche zugehörig fühlt und zu der er:sie beiträgt. 

Hier ein kleiner Eindruck aus der Hersey Montessori Farm School in Ohio:

Occupations – ein Begriff den sowohl John Dewey als auch Maria Montessori prägten – sind die Art und Weise, wie sich die Jugendlichen in der Sekundaria in die Landwirtschaft, in ihren Ort, einbringen. Sie sind die Quelle sinnvoller Arbeit.

Arbeit, die von der Gemeinschaft der Jugendlichen als wertvoll angesehen wird. Arbeit, die sowohl Kopf als auch Körper herausfordert; Arbeit, die auch in der Kultur, in der wir leben, als solche anerkannt wird. Arbeit mit einem ökonomischen Wert, Arbeit, die edel wird durch die Integrität und die Leidenschaft, mit der sie getan wird. Dieses Engagement der Jugendlichen führt zum Gefühl der Verantwortung für den Ort und die Gemeinschaft, in der die Jugendlichen zusammen lernen und arbeiten.*

Die Arbeit der Erdkinder ist große Arbeit, eine natürliche Arbeit mit den intensiven Emotionen einer Berufung. Nicht in Bezug auf Karrieregedanken, sondern Berufung in dem Sinn, die Bedürfnisse der Jugendlichen zu befriedigen, damit sie sich so entwickeln können, dass sie Herausforderungen bewältigen, wachsen und ihren Beitrag zur Weltgesellschaft finden.


* Nach Kahn, David (2000): The Third Plane of Development (12 – 18) in AMI Journal 2017 – 2018, S. 39 – 44